Goethe in Wilhelmshöhe … | Wo Natur und Kunst sich küssen
Johann Wolfgang von Goethe, der am 28. August 1749 geboren wurde, ist ohne Zweifel Deutschlands bedeutendster Dichter. Am 28. August feierten wir seinen 275. Geburtstag.
Bei seinen vier Besuchen in Kassel in den Jahren 1779, 1783, 1792 und 1801 äußerte er sich begeistert über die Stadt, besonders über die Wilhelmshöhe: „Wie düster aber auch in der letzten und schwärzesten aller Nächte meine Gedanken mochten gewesen sein, so wurden sie auf einmal wieder aufgehellt, als ich in das mit hundert und aber hundert Lampen erleuchtete Cassel hineinfuhr.“ Diese Worte zeugen von der inspirierenden Atmosphäre, die die prächtigen Parkanlage und kunstvollen Wasserspiele ausstrahlten. Die Wilhelmshöhe, ein Kunstwerk des Landgrafen Karl und seines Baumeisters Guerniero, vereint barocke und romantische Elemente und beeindruckt noch heute durch ihre landschaftliche Gestaltung. Friedrich II. und sein Sohn Wilhelm IX. trugen zur Entwicklung des Parks bei, der sich von strengen symmetrischen Formen hin zu einem naturbelassenen, gefühlvollen Gartenparadies wandelte. Viele Schriftsteller und Literaten, wie Klopstock und Brentano, äußerten ihre Bewunderung für die einzigartigen Wasserspiele und Bauwerke, die Kassel zu einem kulturellen Zentrum machten. Die beeindruckende Kaskadenanlage, die von Karl Steinhöfer restauriert wurde, blieb ein Highlight. Er wünschte sich, dass „hier die Kunst der Menschen an die Natur heranreicht und die Grenzen ihrer Möglichkeiten erreicht werden.“
Unter den zahlreiche Besucher befand sich auch unser Dichterfürst Goethe, dessen berühmtes Werk „Faust“das Bild der Wilhelmshöhe unsterblich machte. Aus „krummengen Gäßchen, spitzen Giebeln“ und „weiten Plätzen, breiten Straßen“, die „durch Vorstädte grenzenlos verlängt“ werden, führt der Weg allzu bekannt zur Wilhelmshöhe.
„Da freut ich mich an Rollekutschen,
am lärmigen Hin- und Widerrutschen,
am ewigen Hin- und Widerlaufen,
zerstreiter Ameis-Wimmelhaufen.“
… „Vor grünen Wänden Sammetmatten,
Schnurwege, kunstgerechte Schatten,
Kaskadensturz, durch Fels zu Fels gepaart,
und Wasserstrahlen aller Art;
Ehrwürdig steigt es dort, doch an den Seiten
da zischt,s und pißt,s in tausend Kleinigkeiten.“
So malt Mephisto für Faust ein Bild der „Reiche der Welt und ihrer Herrlichkeiten“. Interessanterweise äußerte sich Goethe später in dichterischer Form über den „Riesen auf dem Winterkasten”, und zwar: „ein Nichts um Nichts, ein ungeheurer Konfektaufsatz.“ Ja, ja, unser Herr Goethe… In den folgenden Jahrzehnten blieb die Wilhelmshöhe ein beliebtes Ziel für Adelige und das Bürgertum. Die Dampftrambahn ab 1877 erleichterte den Zugang und machte den Park zu einem beliebten Ort für Ausflüge und gesellige Zusammenkünfte. Heute ziehen die beeindruckenden Wasserspiele noch immer Tausende Menschen aus nah und fern an. Die Verbindung zwischen Goethe und der Wilhelmshöhe zeigt, wie tief verwurzelt die kulturelle Bedeutung des Ortes ist, ein Erbe, das bis in die Gegenwart strahlt.
Von Sonja Rossettini