Zum Herkulesgeburtstag auf dem Messinghof

Traditionen vermitteln Stabilität und Halt. Sie bilden eine Gemeinschaft und schaffen Ereignisse im Fluss der Zeit. Und so, in diesem Sinne, hält der Verein „Bürger für das Welterbe“ zahlreiche Traditionen für seine Mitglieder bereit. Ein besonderes Ereignis ist der Herkules-Geburtstag im November, der jedes Jahr an einem anderen Ort gefeiert wird. Und dieses Jahr an einer besonderen Stätte, denn im Kasseler Messinghof in Bettenhaus trieb der Goldschmied Johann Jakob Anthoni in den Jahren 1714-1717 die Kupferplatten für die Statue. Die Herstellung der Herkulesstatue war der historische Höhepunkt des Ortes, der heute als ein bedeutendes Kulturdenkmal zu erleben ist. Der 1679 gegründete Messinghof hatte für Kassel eine Monopolstellung bei der Kupferverarbeitung und war der Beginn der Industrialisierung Hessen Kassel, nach wandelbarer Geschichte und nach dem Ende der industriellen Nutzung wurde der Messinghof ein Video-Stadtteil-Studio der Hochschule für bildende Künste unter Professor Rolf Lobeck, später stand der noch erhaltene Flügel mit den drei Schmelzöfen und der Esse langsam leer und verfiel mit der Zeit. Engagement für das alte Industriedenkmal war gefragt, wie Boris Klopotek, der sich selbst als Liebhaber des Messinghofes bezeichnet, bei seiner Führung deutlich macht.

2010 kauft der Autohändler Peter Glinicke den Messinghof, sanierte und restaurierte das historische Gebäude: Der Gießereiflügel, das Torhaus und das Kutscherhaus inklusive der Hoffläche erstrahlen heute in neuem Glanz. „Den Herkules herzustellen war eine Mammutaufgabe“, sagt Boris Klopotek, „diese Sanierung war es auch“: mit Historientreue, aber auch ästhetischem Feingefühl sind Räume geschaffen, die von früher erzählen und eben auch von der Entstehung des Herkules, dem Wahrzeichen der Stadt Kassel. Wir sehen die ehemaligen Schmelzöfen zur Metallgewinnung, wir schauen in das Kuppel-Gewölbe mit einer Höhe von 14 m, welches bis in den Dachstuhl hinein reicht. Von einem Balkontrakt können wir an diesem Abend auf das idyllisch angestrahlte Kutscherhaus schauen. Das Engagement, das Peter Glinicke für den Messinghof eingebracht hat, ist einzigartig, er wollte diese landgräfliche Manufaktur, ihre Räumlichkeiten rund um die gigantische Esse für jeden öffnen. Heute ist das Kasseler Industriezentrum ein Ort geworden für Hochzeiten und Events, für Tagungen und sogar als Bühne für neue Autos. Wie sagte der 2021 verstorbene Peter Glinicke so richtig: „Die Restaurierung des Messinghofes ist mein Geschenk an die Menschen dieser Stadt“.

Anschließend lud Brigitte Bergholter die rund 40 Mitglieder des Vereins „Bürger für das Welterbe“ zum Hallenbad Ost ein, wo man im geschmücktem Hof bei Glühwein, Bratwurst, Flammkuchen und angeregten Gesprächen den Abend ausklingen ließ. Herkules hätte dieser Abend zu seinen Ehren gefreut.

Von Juliane Sattler-Iffert

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