"Kleines" Parkwörterbuch
Hier findest du einige Begriffe, die dir bei deinem Weg durch den Bergpark begegnen werden und die du vielleicht noch nie gehört hast. Manche Wörter kommen aus dem Griechischen, manche aus dem Lateinischen, dem Französischen oder dem Italienischen.
Die Landgrafen von Hessen-Kassel und ihre Gartenkünstler haben diese „Fremdwörter“ gebraucht, weil sie in der ganzen Welt Anregungen für die Ausgestaltung des Bergparks gesucht und gefunden haben und darüber mit Fachleuten sprechen wollten. Was du heute im Park findest ist sozusagen „international“.
Den Bergpark entdecken
Weitere Erklärungen und Anregungen findest du in dem Heft „Den Bergpark entdecken“, das du in den Wilhelmshöher Besucherzentren für 6 Euro kaufen kannst.
ACHSE
Das ist eine gerade Linie, die eine Fläche – auch eine Landschaft - in gleiche Teile gliedern will. Im Bergpark verläuft eine Mittelachse vom Herkules über das Schloss nach Osten und setzt sich in der schnurgeraden Wilhelmshöher Allee bis in die Stadt fort.
ANTIKE (lat.)
Dieses Wort heißt in deutscher Übersetzung „Altertum“ und meint besonders die Zeit der griechischen und römischen Geschichte von 600 vor bis 500 nach Christi Geburt. Vieles aus dieser Zeit galt den Landgrafen von Hessen-Kassel und ihren Zeitgenossen als vorbildlich: die Tugenden griechischer Götter und Helden, besonders des Herkules, die Gedanken der griechischen Denker, besonders des Sokrates, oder auch die Bauweise griechischer Säulentempel.
Im Bergpark wollten die Landgrafen immer wieder an ihre antiken Vorbilder erinnert werden, z.B. in kleinen Tempeln oder Figuren.
AQUÄDUKT (lat.)
(lat.) Das ist ein Wort aus der Sprache der alten Römer, dem Lateinischen, und bedeutet „Leitung des Wassers“. Gemeint ist eine künstlich angelegte, oberirdisch verlaufende Steinbrücke, über die Wasser in die römischen Städte geleitet wurde. Der Aquädukt im Bergpark ist eine spätere Nachahmung einer solchen römischen Wasserleitung .
BAROCK (it.)
So nennen wir mit einem Eigenschaftswort die Art und Weise, wie in der Zeit des Landgrafen Karl (1677-1730) gelebt und auch gebaut wurde: prachtvoll ! Im Bergpark zeigt die gewaltige Herkulesanlage mit der eindrucksvollen Mittelachse , wie prunkvoll und anspruchsvoll ein Herrscher des Barockzeitalters auftreten wollte.
BOTANIK (griech.)
Dieser Begriff bedeutet „Pflanzenkunde“. Die Gärtner der Landgrafen mussten sehr gute Botaniker sein, um mit Blumen, Gehölzen oder Bäumen im Bergpark den Geschmack und das botanische Interesse der Landgrafen zu treffen. Die botanische Vielfalt im Park Wilhelmshöhe ist ihnen zu verdanken.
ENGLISCHER LANDSCHAFTS GARTEN
Das ist eine vor 200 Jahren beliebte, erstmals in England entwickelte Art der Gartengestaltung, die der Natur abgeguckt ist: Es gibt große Rasenflächen, natürlich geschwungene Wege, stimmungsvolle Orte im Grünen in hügeligem Gelände und an kleinen Wasserläufen. Auch Landgraf Wilhelm IX. liebte den englischen Stil und führt ihn im Bergpark ein, aber die barocke Mittelachse zum Herkules wollte er beibehalten, ja er verstärkt sie noch durch den neuen Mittelbau des Schlosses. Dabei wurde er unterstützt von dem Hofgärtner Daniel August Schwarzkopf und dem Architekten Heinrich Christian Jussow.
EREMITAGE (frz.)
Dieses Wort bedeutet „Einsiedelei“, also einsame Hütte eines ganz allein lebenden Menschen. Im Bergpark sollte die Eremitage des Sokrates vor allem ein Ort sein, an dem der Spaziergänger in Ruhe über die Werke dieses griechischen Vordenkers (Philosophen) nachdenken konnte. Ein Buch des Sokrates lag immer aufgeschlagen auf dem Tisch.
FONTÄNE (frz.)
Die Fontäne im Bergpark ist eine Wassersäule, die mit hohem Druck aus dem Boden kommt.
GARTEN der HESPERIDEN (griech.)
Garten der griechischen Götter, bewacht von den Töchtern des Atlas, den Hesperiden. In diesem Garten wuchsen die goldenen Äpfel – vielleicht waren es auch „goldene“ Orangen oder Zitronen - , die Herkules geraubt hat und die er noch heute oben auf dem Herkulesbauwerk in seiner Hand hält.
GEWÄCHSHAUS
Das ist ein Glashaus für Pflanzen, in dem es durch die Sonneneinstrahlung warm und feucht wird, so dass hier südländische Pflanzen auch im kühlen Nordhessen wachsen und blühen können: Mimosen, Kamelien, Orchideen und andere mehr.
Kassel besaß schon im 17.Jh. in der Karlsaue ein Haus für Orangenbäume, die Orangerie. Das Gewächshaus in Wilhelmshöhe wurde 1822 als eines der ersten deutschen Glashäuser für Pflanzen errichtet.
GROTTE (it.)
Du kannst „Grotte“ einfach mit „Höhle“ übersetzen. Im Bergpark gibt es mehrere Grotten, die alle künstlich angelegt sind und die Namen griechischer Sagengestalten tragen: die Grotte der Sibylle, die Neptungrotte, die Plutogrotte. Alle Grotten waren im Innern prachtvoll mit Muscheln und buntem Glas ausgestaltet. Die findest du leider heute nicht mehr . Schade !
IRRGARTEN
So nennen viele Kasseler Kinder den Burggarten an der Löwenburg wegen seiner hohen Hecken und verwinkelten Wege. Sollten sich hier vielleicht Verliebte verirren – oder heimlich treffen? Die Figur der griechisch-römischen Liebesgöttin Venus in der Mitte des Gartens weist uns darauf hin.
KASKADE (it./frz.)
In der Gartenkunst gebräuchlicher Begriff für die große Wassertreppe am Herkules.
KLOSTER (lat.)
Kloster bedeutet „geschlossener Raum“, eine abgeschlossene Gebäudegruppe, in der Mönche oder Nonnen beten und arbeiten. Das erste Gebäude im Bergpark war ein Nonnenkloster; sicher gab es dort auch einen Klostergarten. Das war ein Nutzgarten mit Gemüse, Obstbäumen und Heilkräutern. Nach der Auflösung des Klosters vor fast 500 Jahren entstand anstelle des „Nutzgartens“ ein fürstlicher „Lustgarten“.
LAC (frz.)
Das ist ein französisches Wort und bedeutet „ der See“. Ein künstlicher See mit diesem Namen entstand vor über zweihundert Jahren anstelle der alten Fischteiche des Klosters.
MESSINGHOF
Der Messinghof liegt weit entfernt von Wilhelmshöhe im Kasseler Ortsteil Bettenhausen. Dort wurden die kupfernen Bauteile für die Herkulesfigur hergestellt und später zusammengefügt. Das war im 18.Jh. eine tolle Leistung.
MYTHOLOGIE (griech.)
Darin steckt das griechische Wort „Mythos“, das ist eine sagenhafte Erzählung aus dem Leben von Göttern und Menschen. Alle Mythen zusammengefasst bilden die Mythologie. Zur griechischen Mythologie gehören beispielsweise die Erzählungen von den zwölf Heldentaten des Herkules.
OKTOGON (griech.)
Dieses Wort bezeichnet ein Achteck. Weil es achteckig ist, nennen wir das „Riesenschloss“ des Herkules auch Oktogon.
PAGODE (südind.)
Mehrstöckiger buddhistischer Tempelbau; im Bergpark in vereinfachter Form im Park-Dörfchen Mulang.
PYRAMIDE ( ägypt./griech.)
Eine P. besteht aus einer viereckigen Grundfläche und dreieckigen Seitenflächen. Die P. diente im alten Ägypten schon vor über viertausend Jahren als Grablege der ägyptischen Könige. In Rom finden wir die Pyramidenform heute noch als Grabmal des Römers Cestius. Als Erinnerungszeichen für solche antiken Stätten findest du sie auch im Bergpark .
RASEN (lat./ital.)
Das ist eine künstlich angelegte, farblich einheitliche Grasdecke. Die Erfindung des Rasens gehört in die Zeit des englischen Landschaftsgartens. Der ideale Rasen muss von Wildkräutern, Blumen und Tieren frei gehalten werden. Er ist Teil eines Gartenkunstwerks.
ROSARIUM (lat.)
Das ist das lateinische Wort für Rosengarten. Seit der Zeit der Römer gibt es Sammlungen von Rosen aus botanischem Interesse und natürlich auch aus Freude an der Schönheit und dem Duft der Rosen. Im Bergpark findest du sie auf der Roseninsel.
RESIDENZ (lat.)
Das heißt soviel wie „Wohnsitz“ eines Herrschers. Kassel war bis 1866 die Residenz der Herrscher des Landes Hessen-Kassel. Sie nannten sich „Landgrafen“, später „Kurfürsten“. Vorübergehend (1807-1813) war Kassel Residenz von Napoléons Bruder Jérôme, der sich „König“ von Westphalen nannte.
Das Schloss war die eigentliche Residenz, denn dort wohnte der Landgraf. Das Schloss im Bergpark war zunächst nicht das Residenzschloss, sondern ein Jagd- und Lustschloss des Landgrafen. Den Rest des Jahres wohnte er in seinem Stadtschloss an der Fulda, das aber 1811 abgebrannt ist. So zog er auf die Wilhelmshöhe.
RUINE (lat./frz.)
So nennen wir ein Bauwerk in verfallenem Zustand. - Im Bergpark ist beispielsweise die Löwenburg eine Ruine. Schade, sie wurde im 2.Weltkrieg von einer Bombe getroffen. Wie der Aquädukt aber war die Löwenburg schon zum Zeitpunkt ihrer Erbauung vor fast 200 Jahren eine Ruine, nämlich eine künstliche Ruine, die den Betrachter an die „gute “ alte Zeit, besonders an das „Mittelalter“, erinnern sollte.
Die Schäden des letzten Krieges sind heute beseitigt, die „mittelalterlichen“ Ruinenbestandteile aber nicht.
WASSERSPIELE
Das Wasser galt schon immer als die lebendige Seele eines Gartens; bereits in der Antike wurden Brunnen und Becken im Garten errichtet. Im Barock kamen Kaskaden und Kanäle hinzu, später Fontänen und Wasserfälle, dann künstliche Bäche und aufgestaute Teiche. Dies alles zusammen gibt es im Bergpark Wilhelmshöhe als „Wasserspiele“ in weltweit außergewöhnlicher Schönheit.
Für Kinder und Erwachsene, die gern spielen , gibt es auch „Wasserspiele“, mit denen man andere überraschen kann, das sind verborgene Wasserdüsen am Herkules. Ob du sie wohl findest?