HERZLICH WILLKOMMEN
IM UNESCO WELTKULTURERBE „HERKULES UND WASSERSPIELE IM BERGPARK WILHELMSHÖHE“
Am 16. November 1945 unterzeichneten 37 Staaten in London den Gründungsvertrag der UNESCO. Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen setzt sich weltweit mit der Förderung von „Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation“ für eine Kultur des Friedens ein.
Die Einschreibung einer Kultur- oder Naturerbestätte in die Welterbeliste der UNESCO ist der Auftakt für die Aufnahme und Verstärkung von Bemühungen um Denkmal- und Naturschutz, nachhaltige Entwicklung, Vermittlung und interkulturelle Verständigung.
Über 51 Orte in Deutschland sind von der Unesco als Welterbe anerkannt: Kirchen und Klöster, Burgen und Schlösser, prähistorische Siedlungen , moderne Architektur und Industriedenkmäler…
Hardy Fischer, 2001 bis 2016 Vorsitzender des Vereins (gekürzt)
Die AUSZEICHNUNG am 23.Juni 2013
Auf Empfehlung der ICOMOS (International Council of Monuments and Sites), einer internationalen Organisation für Denkmalpflege und beratendes Gremium der UNESCO zur Durchführung des Übereinkommens zum Schutz des Kultur-und Naturerbes der Welt mit Sitz in Paris, kommt es am 23.6.2013 in Phnom Penh zur Eintragung von „Herkules und Wasserspielen im Bergpark Wilhelmshöhe“ in die Liste des Weltkulturerbes.
Bewertung und Empfehlung
( ICOMOS empfiehlt, den Bergpark Wilhelmshöhe, Bundesrepublik Deutschland, als Kulturlandschaft im Sinne der Kriterien (iii ) und ( iv ) in die Welterbeliste einzutragen.
Empfehlungsschreiben für den OUV/Outstanding Universal Value
Kurzfassung
Inspiriert von der beeindruckenden Topographie ihrer Geländeformation verbinden sich Herkulesbauwerk und Wasserspiele des Bergparks Wilhelmshöhe - so wie sie von Landgraf Karl seit 1689 geschaffen wurden - zu einer einmaligen Demonstration menschlicher Beherrschung der Natur.
Die monumentale Zurschaustellung des stürzenden Wassers herunter vom herkulesgekrönten Oktogon Richtung Vexierwassergrotte, zum Artischockenbecken mit seinen wasserakustischen pneumatischen Effekten, dann über Felsensturz Wasserfall und Riesenkopfbecken die barocken Kaskaden herunter bis zum Neptunbecken und weiter zum krönenden Höhepunkt, der großen Fontäne, einem 50m Geisir, dem größten in der Welt zum Zeitpunkt seiner Entstehung 1767, konzentriert sich entlang einer Ost-West Achse, die erst im Zentrum der Stadt Kassel endet. Vervollständigt unter Karls Urenkel, Kurfürst Wilhelm I., durch Wasserfälle, Stromschnellen und Katarakte der wildromantischen Epoche im unteren Teil des im Stil des 18.Jhs angelegten Bergparks, ist die Gesamtkomposition eine herausragende Demonstration von technischer und artifizieller Wasserbeherrschung in einer bewusst geplanten und überformten Landschaft. Zusammen mit der 11,5 m hohen bronzenen Herkulesstaue, die den Park kilometerweit sichtbar überragt und als eine außerordentliche Errungenschaft der Skulpturtechnik gelten kann, sind beide, Herkules und Bergpark, Zeugnisse des Reichtums und der Macht der herrschenden Schicht des 18. und 19.Jhs.
Kriterium (iii):
Die (alles) überragende Statue des Herkules und die Wasserspiele des Bergparks Wilhelmshöhe manifestieren und symbolisieren in außergewöhnlicher Weise Grundzüge der Epoche des europäischen Absolutismus.
Kriterium (iv):
Die Wasserspiele des Bergparks Wilhelmshöhe sind ein außergewöhnliches und einzigartiges Beispiel monumentaler Wasserbaukunst. Kaskaden ähnlicher Größe und künstliche Wasserfälle von vergleichbarer Höhe können nirgends sonst gefunden werden. Die Herkulesstatue, die den 560 ha großen Park überragt, ist sowohl technisch als auch künstlerisch die anspruchvollste Kolossalfigur der frühen Neuzeit. Für die Gesamtheit der Wasserspiele mit ihrem monumentalen architektonischen Rahmen findet sich nichts Vergleichbares in der Gartenkunst des Barock und den Zeiten der Romantik.
Integrität: Die nominierte Anlage enthält in umfassender Weise alle erforderlichen Merkmale, die ihren besonderen Wert bezeugen können; sie wurde nicht von den widrigen Folgen modernisierender Eingriffe oder nachlässiger Umgangsweise in Mitleidenschaft gezogen.
Alle Wasseranlagen außer dem Neuen Wasserfall funktionieren noch immer und haben zusammen mit dem Herkules erkennbar ihre Unversehrtheit und ursprüngliche Fassung bewahrt.
Authentizität:
Das nominierte Anwesen befindet sich noch in seinem ursprünglichen Zustand und ist unversehrt hinsichtlich seiner Gesamtanlage und künstlerischen Ausformung, eingesetzten Materialien und Grundsubstanz, Nutzung und Funktionsweise, technischen Mitteln, Lage und Umfeld. Die für die Wasserspiele benötigte Technik ist unversehrt erhalten, vollständig und voll funktionsfähig.
Örtliche Voraussetzungen bezüglich Leitung und Schutz der Anlagen.
Das Anwesen ist geschützt durch die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland, diese umfassen Raumordnungsgesetz, Baugesetzbuch, Bundesnaturschutzgesetz, das Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz und das Gesetz zur Erhaltung des Waldes; ebenso ist es geschützt durch Verfassung und Gesetze des Bundeslandes Hessen, diese umfassen das Denkmalschutzgesetz, das Hessische Landesplanungsgesetz, das Hessische Forstgesetz sowie die Hessische Ausführungsverordnung zum Bundesnaturschutzgesetz und die Hessische Bauordnung. Das Anwesen als Ganzes ist durch das Hessische Denkmalschutzgesetz geschützt.
Es wird geführt von einem Lenkungsausschuss bestehend aus Vertretern des Hess. Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, der Stadt Kassel, der Museumslandschaft und des Landkreises Kassel und beraten durch einen Lenkungsstab aus Experten, welcher – soweit benötigt - spezialisierte Arbeitsgruppen ernennt, die mit der Welterbestabsstelle im Hessischen Amt für Denkmalpflege zusammenarbeiten. Die Wälder und offenen Landschaftsgebiete des Wassereinzugsgebietes des Habichtswaldes werden geleitet von der staatlichen Forstverwaltung Hessen-Forst und dem Forstamt Wolfhagen.
Der Bergpark hat im Regionalplan Nordhessen von 2009 den Status eines geschützten Komplexes und gilt als Gebiet mit hohem Erholungswert innerhalb einer unberührten landschaftlichen Umgebung. Entsprechend dem Stadtentwicklungsplan der Stadt Kassel (2006) soll die Verkehrssituation um den Bergpark verbessert, die Randbebauung der Wilhelmshöher Allee in Boulevardbauweise vervollständigt und bestimmte Straßen, die den Bergpark durchqueren, geschlossen werden. Der Managementplan für Wasserspiele und Herkules, 2008-10 gemeinsam vorbereitet von Vertretern des Landes Hessen, der Stadt und des Landkreises Kassel sowie Bürgervertretern, wird vom Lenkungsausschuss gerade umgesetzt und konzentriert sich auf den Schutz und die Bewahrung der Monumente, Gartenarchitekturen, natürlichen Ressourcen, Aussichten und Sichtachsen, auf nachhaltigen Tourismus und die Nutzung durch die Öffentlichkeit.
In alle Planungsfragen, die den Bergpark betreffen, sind Bürger vor Ort in Arbeitsgruppen eingebunden und werden Bewohner der Pufferzone gehört. Das Management wird über eine Risikovermeidungsstrategie noch verbessert werden.
Aus: ICOMOS 2013 (ff)
Evaluations of Nominations of Cultural and Mixed Properties to the World Heritage List
Presseerklärung des Vereins Bürger für das Welterbe zum 75. Geburtstag der UNESCO am 16.November 2020
Der Verein „Bürger für das Welterbe“e.V. nimmt den 75.Geburtstag der UN-Organisation zum Anlass, die Aufmerksamkeit auf Natur- und Kulturschöpfungen von herausragender weltweiter Bedeutung in der Region in und um Kassel zu lenken:
Der Nationalpark Kellerwald-Edersee zählt mit seinen Buchenwäldern seit 2011 zum WELTNATURERBE. Das Handexemplar der Märchen der Brüder Grimm – heute zu bewundern in der „grimmwelt“ in Kassel - wurde vor fünfzehn Jahren in die Liste des WELTDOKUMENTENERBES aufgenommen. Die „Arolsen Archives“, das weltweit größte Archiv der Opfer und Überlebenden der NS-Zeit, wurden 2013 zum WELTDOKUMENTENERBE erklärt. Und in diesem Jahr rückte die deutsche Friedhofskultur als IMMATERIELLES WELTERBE in die Reihe der weltweit anerkannten lebendigen Traditionen und Ausdrucksformen auf. Eine Dokumentation zu diesem Themenfeld befindet sich in Kassel im einzigartigen Museum für Sepulkralkultur.
Zu den absoluten Höhepunkten der Stadt-und Landschaftsgestaltung in und um Kassel aber gehören seit über 300 Jahren „Herkules“ und Kaskaden in der Fluchtlinie der Wilhelmshöher Allee: seit dem 23.6.2013 eingetragen in die Liste des WELTKULTURERBES.
Der Verein „Bürger für das Welterbe“ ist froh, mit diesen Einrichtungen im Austausch zu stehen und gemeinsam an der uns verbindenden Herausforderung zu arbeiten: „Was bedeutet es, eine UNESCO-Welterbestätte zu sein ?“
Neben Schutz, Erhaltung und Pflege des jeweiligen Erbes ist für die UNESCO eine nachhaltige Bildungs- und Vermittlungskultur von zentraler Bedeutung.
Die Menschen unserer Region können stolz sein auf die anerkannte Vielfalt des hiesigen Welterbes. Im Austausch über dessen außerordentlichen humanitären Wert und im Anschauen und Erleben unseres hiesigen Kulturerbes finden Menschen aus aller Welt immer wieder neu zusammen… Glückwunsch an die UNESCO für dieses Programm …und herzlich Willkommen allen unseren Besuchern
Bergh.
Was es heißt, eine Welterbestätte zu sein.
Der Bildungsauftrag der Welterbestätten: Dem 1972 von der UNESCO verabschiedeten „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ sind bisher 182 Staaten, darunter auch Deutschland, beigetreten.(…) In der gegenwärtigen Diskussion über die Bedeutung des Kultur- und Naturerbes der Erde wird neben dem Erhalt und Schutz in immer stärkerem Maße hervorgehoben, dass die Welterbestätten eine wichtige Rolle zu übernehmen haben
- als unverzichtbare Ressource zum Verständnis und zum anschaulichen Erleben der gemeinsamen Geschichte der Menschheit und als sinnlich erfahrbare Zeugnisse der Vielfalt und Würde vergangener und heutiger Kulturen
- als Spiegel menschlicher Kreativität und Anregung für eine humane und friedliche Gestaltung des Lebens in heutigen und künftigen Gesellschaften
- als Orte der Begegnung mit fremden Kulturen, an denen das Interesse an der eigenen Geschichte und der Geschichte anderer Völker geweckt und durch die das Verständnis für die tiefere Einheit des menschlichen Lebens gefördert wird
- als Stätten, die uns einen respektvollen, nachhaltigen Umgang mit Natur und den Sinn für die ästhetischen Qualitäten natürlicher Formationen sowie ein Verständnis für die Geschichte des Planeten Erde nahe bringen
- als Orte, an denen über den Begriff des Welterbes eine nationale Verortung der kulturellen Identität zugunsten eines universellen, allgemein menschlichen und interkulturellen Verständnisses von Kultur- und Naturerbe erweitert wird
- als Stätten der Bildung, an denen Kinder und Jugendliche den interkulturellen Zugang zur eigenen Geschichte, zur Geschichte anderer Völker und zur Geschichte der Erde erleben, kreativ gestalten und erlernen können.
Hildesheimer Resolution,
www.unesco.de/resolutionen