Mitgliederbrief 01/2021

Liebe Mitglieder,
mit diesem ersten Rundbrief 2021 begrüßen wir Sie alle sehr herzlich und wünschen Ihnen, dass Sie mit Zuversicht auf die ersten Sonnenstrahlen des vor uns liegende Jahres blicken können.
In unserem Brief werfen wir zunächst einen Blick zurück auf Ereignisse und Begegnungen, die trotz der bekannten Einschränkungen eine große Resonanz auf unsere Arbeit hervorgerufen haben. Dabei lassen wir vor allem Mitglieder und Kooperationspartner unseres Vereins zu Wort kommen. Wir freuen uns über Ihre weitere aktive – gern auch kritische – Unterstützung! Schließlich hoffen wir, dass wir unsere Veranstaltungsangebote für das 1.Halbjahr auch realisieren können: Treffen wir uns also auch 2021 – wenn möglich – wieder zu Führungen im Freien und Gesprächen „im Offenen“.

„Komm ins Offene, Freund!“
Dies bleibt mit den Worten Hölderlins unsere Ermutigung für Sie und alle Freundinnen und Freunde unserer Gartenanlagen im Weltkulturerbe BergparkWilhelmshöhe !

Ihre Brigitte Bergholter
(Vorsitzende)

Die Wege im Park Wilhelmshöhe erzählen ihren Besuchern viel, sie verweisen auf Zusammenhänge, die sich oft erst dem zweiten Blick erschließen:
Angeregt durch Vorschläge für Besucherwege im Bergpark in einem Konzept der Museumslandschaft, in dem neben „Wege(n) des Wassers“ auch „Wege der Aufklärung“ beschrieben werden, erinnerte uns Gisela Wiegand schon im Frühjahr im Vorstand an ein wichtiges Datum, das wie kaum ein anderes – abgesehen sicher vom Datum der Vollendung des Herkules durch Landgraf Karl – mit der Geschichte des Bergparks verbunden ist: das Datum des Geburtstags des „aufgeklärten“ Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel, das sich am 14.8.2020 zum 300. Mal jähren sollte.

Wir kennen ihn alle, diesen Landgrafen, steht doch sein Standbild auf dem Friedrichplatz, dem er auch seinen Namen gegeben hat, und wissen wir doch: Es war seine Idee, den Bürgern einHaus für Kunst und Kultur mitten in die Stadt zu setzen, das Museum Fridericianum.

Weniger bekannt ist bis heute manchem der Einfluss, den Friedrich II. als Vertreter der Aufklärung auf die Weiterentwicklung des Bergparks hin zu seiner heutigen Gestalt genommen hat, und doch finden wir im heutigen Weltkulturerbe an vielen Stellen Spuren seiner Einflussnahme.
Die Herausforderung, die sich uns als Verein stellte, lautete:
Wie präsentieren wir Ihnen, unseren Mitgliedern, diese bis heute im Park sichtbaren Spuren und wie beziehen wir in diesen Prozess auch die Stadtgesellschaft mit ein, deren Engagement für Schutz und Erhalt der Anlagen unverzichtbar ist.
Schon der erste Schritt in die Öffentlichkeit im Juli 2020 mit einer Presseerklärung als „Faktencheck“ brachte uns auch die erste große Herausforderung: Es wurden „postkoloniale“ Bedenken geäußert: Friedrich sei ein Herrscher, der dunkelhäutige Menschen in großer Zahl für sich schuften ließ und der dazu hessische Bauernsöhne rücksichtslos an den englischen König verschacherte. Eine Diskussion, die wir mit den „postkolonialen“ Studenten der Uni Kassel gern geführt hätten, kam nicht zustande, da die Studenten trotz Einladung zweimal nicht zu einem angebotenen Gesprächstermin im Park erschienen.
Unbenommen blieb uns das positive Urteil der Stadthistoriker, die heute noch von Friedrich II. als von einem „Glücksfall“ für Kassel sprechen:
„Es bleibt Friedrichs Verdienst der Antrieb…(einer) Blütezeit Kassels gewesen zu sein. Sie wirkte fort… in einem bildungsfreudigen Bürgertum…, (das) dann im 19.Jh. das kulturelle Leben Kassels selbständig bestimmen konnte.“
(K.H.Wegner)
Dazu gehören bis heute nicht nur von Friedrich einst inspirierte Bildungsanstalten wie die Kunstakademie oder die Oper, es gehören dazu auch wissenschaftliche Gesellschaften und zeitgemäße soziale Einrichtungen. Es fällt dabei auf, dass Friedrich Bildungsimpulse auch in seine Gartenanlagen oben auf dem Weissenstein hineintrug.
Mit einer „Geburtstagseinladung“ – coronabedingt in kleinem Rahmen – konnten wir zunächst das Interesse der Kulturvereine wecken, mit denen wir z.T. seit Jahren zusammenarbeiten und die bereitwillig in Kurzvorträgen die Würdigung Friedrichs übernahmen so u.a. Herr Prof. Dr. Peter Gerke (KGKW) und Herr K. Hermann Wegner (Geschichtsverein).
Im Anschluss an eine kleine Feier am 14.8., die im Ballhaus möglich wurde, gab es ein erstes Angebot einer Führung durch den Park auf der Suche nach den „Spuren Friedrichs II.“. Herr Dr.Waitz-von Eschen (Geschichtsverein) führte Interessierte zum „Schneckenberg“als Schauplatz naturwissenschaftlicher und geologischer Forschung – angelehnt an sein 2012 erschienenes Buch „Parkwege als Wissenswege“. Die Botanik als Wissenschaft, dazu die Reform der Landwirtschaft und Landschaftserschließung waren zentrale Anliegen des Landgrafen. Ökonomie und Wirtschaftlichkeit waren dabei im 18.Jh. zeitgenössisch wichtige Gesichtspunkte. Bereits während seiner Schulzeit in Genf hatte Friedrich II. sich mit diesen Themen beschäftigt, schon früh wurde er dort auch im Geist der französischen Aufklärung erzogen. Mit dem Bau der Allee hoch zum Weißenstein schuf er später eine „glänzende“ neue Verbindung zur Stadt, deren Bewohner er in seinen Bildungs- und Aufklärungsprozess mit hineinnehmen wollte. Auch die immer zahlreicheren fremden Besucher sollten anschaulich – empfindsam und vernünftig – weitergebildet werden; dieser „Themenpark“ wurde ergänzt durch religiöse und philosophische Anspielungen. Dabei im Fokus: Antike und fremden Kulturen.
Ein paar Tage später am 28.8. folgten die Vereinsmitglieder und andere Gäste Herrn Dr. Fritz Krappe zu diesen „Kleinarchitekturen“ mit römisch-antikem Bezug, wie u.a. dem Grabmal des Vergil: Warum muss es gerade Vergil sein? … wird sich auch Friedrich II. gefragt haben. Was sagt der römische Dichter denn mir, dem Landgrafen, als verantwortlichem Alleinherrscher des 18.Jhs.? Die von Dr. Krappe präsentierte Antwort aus Vergils Dichtung lautete: „Du aber, Du Herrscher, …gedenke Ordnung zu stiften dem Frieden!“
Eine gärtnerische Inspiration aus dem eher botanischen Interesse Friedrichs heraus finden wir noch heute in den fremdartigen, zunehmend bedrohten Baumpflanzungen im Park, wie uns in einer weiteren Führung am 4.9. die Spezialistin Frau Ruth Weiß auch unter Bezug auf die von FII. projektierten Rosenanlagen und Baumschulen darlegte.
Zuletzt konnte die Kunsthistorikerin Frau Johanna Wurz ihren Zuhörern vermitteln, wie das von Friedrich errichtete „Dörfchen“ am Rande des Parks mit seiner Milchküche und seinem Schafstall das Landleben idealisiert und sich dabei ausgerechnet an China als Ort einer vermeintlich idealen Lebensführung orientiert.

Zu unseren Führungen

Alle Führungen waren sehr gut besucht – mit Hygieneplan – und sollen im Sommer 2021 (siehe unten) nach Möglichkeit wiederholt werden. (Wie/No)
Unser langjähriges Vereinsmitglied Frau Ruth Weiß hat uns dazu ihr Führungskonzept vom 4.9.20 überlassen, das wir hier – auch der Form nach – in Auszügen abdrucken:

Baumschulen und Rosenzüchtungen z.Zt. Friedrichs II.
„Im Jan. 1763 zieht Friedrich II. nach Ende des 7jährigen Krieges in Kassel ein. Sein Vater, Wilh. VIII. hatte nur das Nötigste am Bergpark und Schloss getan – nach dem Krieg war die Kaskadenanlage und um den Herkules vieles zerstört – nun begann Fr.II, ab 1760 Landgraf, mit den Restaurationsarbeiten im Park, einschl. der Arbeiten am Alten Schloss. Für die Veränderung des Parks in einen englischen Landschaftsgarten suchte er einen geeigneten Junggärtner. Friedrich hatte durch seinen Aufenthalt (bei seinem Schwager) in England andere Anlagen von Parks und Lustgärten gesehen, und wollte seinen fürstlichen Landsitz nach dem neuesten Geschmack völlig anders gestalten. Durch freundschaftliche Verbindungen (…) wurde ihm D.A. Schwarzkopf empfohlen, der aus einer Gärtnerdynastie stammte (…) D.A.S. hatte sich durch seine gute Schulausbildung und später durch mehrere Aufenthalte in fürstlichen Gärten und auch in England großes Wissen über Gartenkunst und Forstwirtschaft angeeignet. Auf Grund der sehr guten Referenzen stellte Friedrich ihn ein.
Ab Oktober 1766 begann Schwarzkopfs Tätigkeit am Kasseler Hof als Hofgärtner. Im Einstellungsschreiben hatte Friedrich II. gefordert:
,Nicht weniger soll er dafür Sorge tragen, dass von allen befindlichen Bäumen als Castanien, guten Linden, Ulmen, Ahorn etc. so denn von sonstigen fremden Bäumen und Pflanzen, welche das hiesige Klima nicht zu kalt, hinreichende Plantationen nicht nur angelegt, sondern demnächst in ordentliche Baumschulen verpflanzt und alljährlich continuiert werde.‘ Als eines der wirksamsten Mittel zur Stärkung der Wirtschaft galt schnell wachsendes Nutz- und Bauholz (schreibt Urte Stobbe..). 1769 wurde eine Baumpflanzordnung verfügt. Der Hof brauchte eine Baumschule nicht nur zu eigenen Zwecken, sondern auch, um von dem Erlös der Pflanzen das eigene Land zu fördern und zu stärken. Schwarzkopf hatte den Umgang mit nordamerikanischen Pflanzen, die Anzucht von Bäumen, auch unter gärtnerischen Aspekten der Forstwirtschaft, erlernt. Natürlich auch durch seine Aufenthalte in England.
Die Baumschule wurde gleich in seinen ersten Jahren am Kasseler Hof mit Erfolg angelegt. Sie befand sich um 1778 hinter dem heutigen Wirtschaftshof (… bis 1796 hatte sich die Baumschule bis Richtung Juliusstein erweitert) außerdem im ost-südlichen Bereich der heutigen Mulangstraße (…) anfangs vorwiegend Samen und Pflanzen aus Harbke für den Weissensteiner Park. Danach trafen Samen, Pflänzlinge und Ziersträucher aus Nordamerika ein. (…)
Nadel- und Laubgehölze wurden in der Baumschule entweder aus Samen oder aus Stecklingen gezogen. Nadelbäume gewöhnten sich mit wenigen Ausnahmen besser an die neue Umgebung, als die nordamerikanischen Laubbäume. Man muss bedenken, dass Mitte des 18. Jhs.ganz andere Klimaverhältnisse herrschten als heutzutage: Die Sommer waren viel kälter.
Botaniker Conrad Mönch, der als Professor am Karolinum tätig war, berichtet, dass Schwarzkopf seit 1767 (also nach 10 Jahren) die ersten amerikanischen Gehölze in den Park gepflanzt hat.
Nach seiner 10-jährigen Tätigkeit listet Schwarzkopf im Jan. 1776 sein Pflanzensortiment (…) Das war ein Bestand von: 93.000 unterschiedlichen Bäumen und ,Pflänzlingen‘, dazu kommen noch über ,6.500 blühende Stauden in mehr denn 100 Sorten‘, darunter 2.200 Rosen. Die meisten Rosen waren im Rosenboskett aufgepflanzt, das ich nachher erkläre. Bezüglich der Laubbäume ergab sich ein Grundbestand aus Ross- und Esskastanien, Sommer- und Winterlinden, Ulmen und Bergahorn. Buchen und Eichen dürften auch zahlreich vertreten gewesen sein. Nadelbäume ließen sich aufgrund reicher Zapfenbildung am besten vermehren (Becker, PPW S.218).
Schwarzkopf säte Zapfensamen in Töpfen und Kästen aus und beschrieb seine Erfahrungen, ob sie sich gut oder schlecht entwickelten.
Manche Pflanzversuche scheiterten, aber mit den meisten hatte Schwarzkopf Glück. Samen von Bäumen, Pflanzen und von Ziersträuchern trafen aus Nordamerika bereits ab 1767 in Kassel ein.
Dass Schwarzkopf Eichen und wilde Obststämme als Pfropfunterlage zieht, verweist auf umfangreiche Veredelungstätigkeiten. Okulation hatte er bei Miller in England gelernt, ganz sicher auch die Rosenvermehrung.(…)
Laut ,Verzeichnis ausländischer Bäume und Stauden von 1785‘ von Conrad Mönch waren 150 Rosensorten im Bestand des Lustschlosses Weissenstein. Davon sind mehrere von Schwarzkopfs Rosen – Züchtungen dabei. Im Aquarellband von Pinhas sind diese Rosen zu sehen. Alle kennen die ,Perle von Weissenstein‘, die ja auch in der Nähe des Fontainenteichs gefunden wurde. Sie ist nachweislich in verschiedenen Pflanzlisten ab 1783 aufgeführt.
(…) Nach Abriss der Mühle unter dem Schloss um 1776-1780 entstand im heutigen Tal der Flora, im ,Elysium‘, eine Rosenanlage. Hier waren auch Schwarzkopfs Rosenzüchtungen aufgepflanzt.
Ich kann mit H. Becker, dem Gartenhistoriker, der die Tätigkeiten von Schwarzkopf im Parkpflegewerk ausführlich beschrieben hat, sagen: Schwarzkopf hat die dendrologischen Grundlagen für die Bepflanzung des Landschaftsgartens gelegt, wichtige Erfahrungen in der Kultivierung nordamerikanischer Bäume und Sträucher gesammelt und somit Pionierarbeit geleistet. Nachfolgende Hofgärtner konnten auf dieser Grundlage weiter arbeiten.“

Begeisterte Resonanz auf die geführten Spaziergänge auf den Spuren Friedrichs II.

Wir drucken hier den gesamten Text von Frau Dr.Lenkitsch-Gnädinger ab, den sie im Rückblick auf die Führungen im Spätsommer für uns verfasst hat.

„Die sommerlichen Spaziergänge im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel auf den Spuren des Landgrafen von Hessen-Cassel Friedrichs II.“
Corona drohte in diesem Sommer meinen Geist zu veröden. Kulturelle Veranstaltungen fielen aus. Konnten die Angebote des Welterbevereins zum dreihundertsten Geburtstag des Landgrafen Friedrich II. (1720 – 1785) funktionieren? Wie wird es sich anfühlen, mit großem Abstand durch den Park zu laufen in einer Gruppe von 10-14 Menschen? Bekommt man den Vortrag überhaupt akustisch mit? In diesem Sommer nahm ich an drei Spaziergängen teil, die der Weltkulturerbeverein organisiert hatte. Geklappt hat alles und Spaß bereitet auch. Behandelt wurden große Themen: ein philosophischer Rundgang (Herr Dr. Krappe), die gärtnerische Umgestaltung im Süden es Schlosses (Frau Ruth Weiß) und die Anlage im Dörfchen Mulang (Frau Johanna Wurz). Da ich ein paar Monate später darüber berichte, merke ich, dass mir so viele kostbare Informationen entschwunden sind. Doch diese drei erwanderten Vorträge zogen vor meinem inneren Auge Folien ab und legten dahinter andere Gestaltungen des Parks frei. Der Blick auf den Park wurde zu einem Vexierbild, wechselnd, schillernd, gar nicht feststehend, sondern immer wieder in Bewegung. Den strengen barocken Schlossgarten seines Vaters verwandelte Friedrich II. mit Phantasie, Leidenschaft, unfassbaren Mengen an Geld und Arbeitskräften in einen englischen Landschaftsgarten. Dazu entrümpelte er den Park vom Übermaß griechischer Götter, versetzte Berge, legte Seen und Flüsse an. Ihn beflügelten Visionen von Bildung und Romantik. Er war beseelt, ja nahezu besessen vom Wunsch nach perfekter Schönheit.
Die kreative Umgestaltung des Parks durch Friedrich II. mit seinem engagierten Hofgärtner Daniel August Schwarzkopf beschrieb Frau Weiß als umsichtiges, nahezu wissenschaftliches Vorgehen. Alle diese Bäume, die groß und wuchtig drei Jahrhunderte überdauerten, wurden damals unweit vom Lac und oberhalb der Orangerie in zwei riesigen Baumschulen aus Samen gezogen, dabei auf ihre Klimatauglichkeit getestet. Dort wuchsen 70.000 Setzlinge heran und warteten auf ihre Pflanzung im Park. Sie sollten auch kalte Sommer mit Schnee überstehen. Heute haben es genau diese kälteresistenten Bäume durch die Klimaerwärmung schwer, wie die großen Trockenschäden an vielen alten Baumkronen zeigen. Betroffen schweifte der Blick der Runde über die vielen braunen, durch die Sommerhitze vor der Zeit gewelkten Baumwipfel.
Verblüfft erfuhr ich, dass mein Lieblingsweg „am Styx entlang durch die elysischen Felder“ führt. Die imposanten Rhododendronwände, die der steinernen Flora einen eindrucksvollen Bühnenauftritt im Spätfrühling verschaffen, sind dagegen kaum 100 Jahre alt, somit eine Gestaltung neuerer Zeit. Wie es auch die Roseninsel so nie gab. Sie entstand, erzählte Frau Weiß, weil man zufällig die Weißensteinrose nach dem Bombenangriff 1942 in der Nähe des zerstörten Schlosses nicht weit vom Weißensteinflügel fand. Sie brauchte einen würdigen Ort. Heute wächst die berühmte Rose dort mitten in dem einzigartigen Rosenmuseum.
Der Schneckenberg oberhalb des Gewächshauses heißt nicht nur wegen seiner Form so, er beherbergt wirklich versteinerte Schnecken und Muscheln, ist in Wahrheit ein eiszeitlicher Geröllhaufen. Seitdem grabe ich mit den Enkelkindern dort in Maulwurfshügeln.

Führt die Sybillengrotte in ein lebensgefährliches, unterirdisches Reich von Bergwerkstollen aus dem Mittelalter? Niemand mag das testen. Die 18 bis 12 vor Christus gebaute Cestius-Pyramide guckte sich der Landgraf in Rom ab, belegte Herr Dr. Krabbe anhand von großen Fotos. Sie dokumentiert die romantischen Wünsche der Römer zu Beginn unserer Zeitrechnung vor 2000 Jahren, wie im alten Ägypten begraben zu werden. Damit ist die Cestiuspyramide ihrerseits eine verkleinerte Kopie der ägyptischen Pyramiden.
Das Grabmal des Vergil steht noch heute an einer Straße nicht weit von Neapel. Vergil gilt als wichtiger Autor der römischen Antike (70 -19 v. Chr.) Er lieferte u.a. den Gründungsmythos Roms und verband ihn literarisch mit der 700 bis 800 Jahre älteren Ilias und Odyssee von Homer. Das Grabmal des Vergils verkörpert damit ebenfalls eine rückwärtsgewandte Sehnsucht nach der vergangenen Größe des klassischen Griechenlands.
Beide antikisierten Denkmale, die Pyramide und das Grabmal, wurden für den Bergpark wesentlich kleiner nachgebaut. Sie sollten die Casseler Bewohner bilden, sie motivieren, sich mit den vergangenen Ideen und Idealen auseinanderzusetzen.
Das Dorf Mulang steht für eine andere Sehnsucht, der nach ländlicher Idylle und Exotik. In letzter Zeit ist die damalige Praxis, dunkelhäutige Menschen dort Spaßes halber Landwirtschaft betreiben zu lassen, in Verruf geraten. Diesen Vorwurf griff Frau Wurz im Kontext der komplexen Symbolik des Dorfes auf.

Zitat:
„Die kultivierte Darstellung Chinas stand im Mulang angesichts der intellektuellen Ausstattung der Pagode mit Kulturobjekten zu China, einem Buddha, Priesterfiguren und einer Scheinbibliothek, in direktem Zusammenhang mit dem süßlichen Duft der Kuchenbäume, dem verspielten Charakter der Gebäude und dem exotisch gekleideten Personal …Letztere Elemente veranschaulichen ein frivoles China-Bild . (…) Die Zurschaustellung des reizvoll Anderen, hier in der Gartenkunst, war auch Wissensrepräsentation, hatte also `zwei Seiten´.“

Man missverstehe den Landgrafen, wenn man nur eine der beiden darlege. Er sah den Kontakt mit fremdländischen Menschen sowohl als entrückende Erfahrung, als auch als einen Bildungsauftrag an. Wie erfolgreich er darin war, belegte Frau Wurz mit dem Aufstieg einzelner schwarzer Männer, die als Berater in Cassel arbeiteten und in den hiesigen Adel einheirateten . Zum größten Wunder jedoch gehört für mich seit diesem Sommer der unscheinbar aussehende Baum neben der Pagode, der „Kuchenbaum“. An Tagen mit hoher Luftfeuchtigkeit verströmen die Blätter einen intensiven Duft nach Zimt und frisch gebackenem Kuchen. Gerochen hatte ich diesen Duft schon früher, aber immer gemutmaßt, die jeweilige Dame, die mir an dieser Stelle zufällig entgegenkam, hätte ihr Parfüm zu reichlich aufgetragen.
Was mir von diesen geführten Wanderungen bleibt, ist neben dem Zuwachs an Wissen, ein intensives Erleben von Romantik, Schönheit, des gewollten Abtauchens in eine Kunstwelt, die einen betört, einen erholt, in Bann schlägt, ihre Wirksamkeit noch nach dreihundert Jahren entfaltet.
Die hochkompetenten Referenten mögen entschuldigen, dass ich ihre profunden Kenntnisse willkürlich und unsystematisch in mein ganz privates Erleben dieses Parks einbaute. Doch dadurch ist er, dank Ihnen, für mich umso schöner geworden.
Dr. D. Lenkitsch-Gnädinger
Mitglied im Verein Bürger für das UNESCO Welterbe Kassel

Engagierte Einmischung

Gleichzeitig mit dem wachsenden Interesse an der Schönheit und inspirierenden Wirkung der Parkanlagen Friedrichs II., wie sie Frau Dr.Gnädinger uns vermitteln kann, kam es seit Juli 2020 immer wieder zu pauschalen Angriffen des Aktionsbündnisses „kassel postkolonial“ auf die Anlagen im Mulang als vermeintlicher „Orte der Schande“.
Auf der Seite der „postkolonialen“ Streiter äußerten sich Professoren aus Köln und Hamburg , zuletzt am 28.12 20 auch Prof. Dr.Aram Ziai aus der Uni Kassel in der HNA.
Historische und wissenschaftsgeschichtliche Erwiderungen auch in der Presse kamen von Frau Dr. A.Linnebach, Uni Kassel, unserem Kooperationspartner und Kulturpreisträger Herrn Richter, Cour de Cassel, Herrn Dr. Haferkamp, Mediziner, und Herrn Dr. Presche (u.a. Mitglied im Denkmalbeirat der Stadt) . Das Gründungsmitglied unseres Vereins, Herr Friedrich Forssman , stellte sich in einem Streitgespräch am 28. 12. gegen einseitige Vorwürfe mit dem „Bekenntnis“:
„Ich will den von mir geliebten Bergpark nicht reinwaschen,aber…“

Eine Zusammenfassung des Diskurses soll hier Frau Dr. Andrea Linnebach vorbehalten sein, die in vielen Mailwechseln engagiert und kundig zur Rettung des öffentlichen Ansehens unseres Parks und seiner Geschichte beigetragen hat. Ihr gilt unser besonderer Dank.
Kassel postkolonial und der Bergpark Wilhelmshöhe – Vom „Vetorecht der Quellen“ (von Dr. Andrea. Linnebach)
Anlass für diesen Beitrag ist die Website der Gruppe „kassel postkolonial“, entstanden nach eigener Aussage in „Kooperation des Fachgebiets Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien der Universität Kassel und der Visuellen Kommunikation der Kunsthochschule Kassel … Sie dient dazu, Kassel aus postkolonialer Perspektive neu zu entdecken, zum kritischen Nachdenken und Austausch einladen [sic!] und unterschiedlichen Formaten einen Raum zu bieten …“ (kassel-postkolonial.de). Im Sommer 2020 wurde die Gruppe breiteren Kreisen der Bevölkerung bekannt: Ein Artikel in der HNA berichtete über ihre Aktivitäten sowie einer weiteren Gruppe – und auch der Bergpark Wilhelmshöhe, illustriert durch ein Foto des chinesischen Tempels in Mulang, sei ein „Ort der Schande“ und ein mögliches Ziel von Aktionen (HNA, 17. Juli 2020). In Sorge um einen heraufziehenden „Bildersturm“ im Bergpark wandte ich mich sogleich an kassel postkolonial und ihren „Kopf“, Prof. Dr. Aram Ziai. Denn der Eintrag zum Bergpark auf der Website der Gruppe erwies sich als ausgesprochen fehlerhaft und polemisch zugespitzt. So wurde behauptet, es habe eine „Kolonie“ von hierher verschleppten „etwa 50 Schwarzen Menschen“ gegeben, die „zur Inszenierung der Vorstellung eines ‚exotischen‘ Flairs für die Gäste des Parks“ herhalten mussten. Ähnlich äußerte sich Herr Ziai auch in einem Radio-Interview vom 15. Juli 2020 (nachzulesen auf www.hr2.de/programm/postkoloniale-spurensuche-in-hessen-,aram-ziai-100.html): „In der ehemaligen Chinoiserie im Bergpark Wilhelmshöhe wollte man ein Landleben mit Chinesen darstellen. Allerdings hat man keine Chinesen gefunden. Stattdessen sind da kurzerhand von hessischen Offizieren verschleppte Schwarze aus dem amerikanischen Bürgerkrieg angesiedelt worden. Und die wurden da quasi ausgestellt als eine Art Menschenzoo.“ Einige dieser Menschen seien nach ihrem Tod von dem Kasseler Anatom Soemmerring seziert worden, „von seiner hierarchischen ‚Rassen‘-Vorstellung tief durchdrungen“, „ohne jegliche Pietät“. Daher sei der Bergpark ein negativer Ort des Kolonialismus.
Es ginge hier zu weit, alle Fehler der Website oder des Radio-Interviews aufzugreifen. Hier nur zur eklatantesten Fehldarstellung: die der Existenz einer Mulanger „Mohrenkolonie“, in der verschleppte Schwarze Menschen zooartig ausgestellt wurden und aus der sich Soemmerring für seine anatomischen Studien quasi bedient habe. Der Ursprung dieser Vorstellung findet sich in der älteren Soemmerring-Literatur. Rudolf Wagner schreibt 1844: „Der Landgraf hatte eine kleine Negercolonie angelegt, deren Dörfchen noch auf Wilhelmshöhe zu sehen ist. Sömmerring war so glücklich, hier mehrere Neger beiderlei Geschlechts sorgfältig zergliedern und mit dem Bau des Europäers vergleichen zu können.“ Seitdem wird diese Ansicht unhinterfragt als Tatsache kolportiert und sie hält sich erstaunlich hartnäckig bis in allerneueste, durchaus seriöse historische Studien – und dies, obwohl sie bereits 1988 Wolfram Schäfer anhand zahlreicher Quellen widerlegt hatte (Wolfram Schäfer: Von „Kammermohren“, „Mohren“-Tambouren und „Ost-Indianern“. In: Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung, Bd. 23, 1988, S. 5-79). Schäfer wies nach, dass in Mulang lediglich drei „Mohrinnen“ gemeinsam mit einem Kind lebten, und zwar nur für kurze Zeit, nämlich 1784/85. Die Frauen waren hier auch nicht „ausgestellt“, sondern im Gegenteil angestellt, zusammen mit zwei Kuhhirten, einer Milch-Magd, einem Eselsknecht und einem Schäfer. Man weiß Namen, Gehalt, Familienstand, Zulagen an Nahrung, Wäsche, Bettzeug, kurzum: eine ganze Menge! Diese Frauen waren auch nicht nach Kassel „verschleppt“ worden, sondern gemeinsam mit weiteren Frauen und Männern, aus der Sklaverei befreit, mit den hessischen Truppen aus Amerika hierher gelangt. Entsprechend resümierte Maria Diedrichs in ihrem Aufsatz „From American Slaves to Hessian Subjects“ (in: Germany and the Black Diaspora, New York 2013) zu den Kasseler „Mohren”: „But in Cassel they were free, their human status uncontested and affirmed“.
Die überlieferten Quellen belegen ein für ihre Zeit erstaunliches Maß an Integration dieser fremdartigen Neubürger in die Stadtgesellschaft (bis hin zu zahlreichen Ehen mit Einheimischen). Daher ist zu schließen, dass man auch für die drei Frauen eine sinnvolle Betätigung und Unterkunft suchte, für die sich das neu entstandene Dörfchen im Bergpark anbot. Mit dem sehr kleinen „Mohrenhauß“ (so auf einem Plan im Hessischen Staatsarchiv Marburg von 1785, ich danke Gerd Fenner für den Hinweis) war auf jeden Fall keine zooartige, exotisch-repräsentative Aufgabe verbunden, wie dies kassel postkolonial unterstellt. Wäre dieser „Menschenzoo“ eine solche Sensation gewesen, wäre dies nicht unbemerkt und unerwähnt geblieben – doch keine einzige der zahlreichen historischen Text- oder Bild-Quellen zeugt davon. So zeigt auch die bekannte zeitgenössische Ansicht Mulangs von J. H. Eisenträger (.s.o.) just aus dem betreffenden Jahr 1785 weit und breit keine „Mohren“, stattdessen jedoch zwei hellhäutige Viehhirten. Wie im Lauf der Geschichte hier die Vorstellung einer „Mohrenkolonie“ von „etwa 50 Personen“ entstehen konnte, bleibt ein Rätsel. Darüber hinaus ließ sich in keinem einzigen Fall ein direkter Bezug der drei Mohrinnen mit Kind zu Soemmerrings Sektionen nachweisen. Dass der herausragende Anatom in den Augen von kassel postkolonial gar als „Verbrecher“ (A. Ziai im HNA-„Streitgespräch“ mit Friedrich Forssman, 28.12.2020) bezeichnet wurde, weil die Anfänge der Rassenlehre der Nazis nun einmal in der Aufklärung lägen, zeugt viel mehr vom eigenen Narrativ der Gruppe samt ihrer moralischen Überheblichkeit. Einer gesicherten historischen Faktenbasis entstammt die Aussage jedenfalls nicht.
Der Historiker Reinhart Koselleck hat den Begriff vom „Vetorecht der Quellen“ geprägt. Er erscheint mir hier besonders gut zu greifen: Durch kritische Analyse der Quellen können historisch unwahre Aussagen als solche aufgedeckt werden. Doch kassel postkolonial ist offenbar noch nicht einmal in der Lage, historische Quellen aus dem 18. Jahrhundert von späterer (Sekundär-)Literatur zu unterscheiden, wie der Blick auf ihre nun veränderte Website im Januar 2021 zeigt. Und was heute eigentlich jedes Kind im Geschichtsunterricht lernt (oder zumindest lernen sollte), dass nämlich Personen und Ereignisse in ihrer jeweiligen Epoche zu verstehen sind, geht dieser Gruppe aus dem universitären (!) Kontext völlig ab. In erschreckender Unkenntnis historischen Rüstzeugs wagt man sich moralisierend-besserwis¬serisch an Urteile über Epochen und Personen und verbreitet sogar wider besseres Wissen falsche Behauptungen: so habe der Soemmerring-Platz in Kirchditmold 1940, also während der Nazi-Zeit, seinen Namen erhalten; dagegen hatte ich bereits im Dezember 2020 darauf aufmerksam gemacht, dass der Platz seit 1925 so heißt – ganz leicht über die Kasseler Adressbücher festzustellen. Der nötigen historischen Aufarbeitung des Kolonialismus samt seiner heutigen Auswirkungen bis hin zum Alltagsrassismus erweist die Gruppe mit derartig fehlerhafter Gesinnungsprosa einen Bärendienst.
Der Bergpark Wilhelmshöhe steht – unbeschadet durch den geschilderten Affront – im Sinne seiner Schöpfer und Bewahrer weiterhin für ein humanistisches Menschenbild mit seinem Ideal einer Gleichartigkeit wie Gleichwertigkeit aller Menschen und Epochen. Als zeitgenössische Stimme sei dazu abschließend Ch. C. L. Hirschfeld zitiert (Theorie der Gartenkunst, 5. Bd., Leipzig 1785). Neben den Szenen mit antiken Philosophen, aus den „Ritterzeiten“ oder Ägyptens Pyramiden hebt er hervor: „Der Türke erblickt hier seine schön gebaute Moschee, und der Chinese seine Pagode und sein Dorf.“

Weitere Klärung in der Sache – offen?

Herr Matthias O.Richter, ein langjähriger Kooperationspartner und Vorsitzender der Gesellschaft für Hessische Militär- und Zivilgeschichte e.V. schreibt uns zu diesem Thema ergänzend: „ Ab 1784 kamen die Regimenter (gemeint sind die vom hessischen Landgrafen an den englischen König ausgeliehenen) aus Amerika zurück. Und es wurden tatsächlich auch dunkelhäutige Jungen als Trommler mitgebracht, aber eben nicht als Sklaven – durch ihren Beitritt zur (auf Seiten der Engländer kämpfenden) Hessischen Armee entkamen sie ja dem Sklavendasein. Frei waren sie natürlich nicht, kein Soldat konnte einfach die Armee verlassen (…) Niemand war damals frei im heutigen Sinne. Auf zeitgenössischen Abbildungen der Hessischen Armee, kann man sehen, dass einigen Regimentern dunkelhäutige Trommler zugewiesen wurden. Aber eben nicht allen – sondern nur den Prestige-Regimentern, wie den Garderegimentern, dem Leib Grenadier Regiment etc.
Wie viele tatsächlich Dienst hatten, bzw. mit aus Amerika kamen, wird man wahrscheinlich aufgrund der Quellenlage nicht oder nur unvollständig herausfinden. Ich gehe von maximal 10 Personen aus. Eine Militärkapelle des 18. Jahrhunderts (nach frz. Vorbild) bestand aus gänzlich anderen Instrumenten, als das heute der Fall ist: Oboen und Fagotte für die Parade, Pfeifen und Trommeln für den tatsächlichen Einsatz – die Trompeten waren nur der Kavallerie vorbehalten. In der Regel wurden die dunkelhäutigen Jungen aber ausschließlich als Trommler eingesetzt und ausschließlich bei der Infanterie (…)Daher kann man abschätzen wie viele es wohl gewesen sein mögen. Zu Zeiten des Landgrafen Friedrich II. gab es regulär 13 Infanterieregimenter, fast alle waren auch in Amerika, außer dem 1. Bataillon Garde. Ab 1785 bis in die 1790er Jahre veranlasste Wilhelm IX. dann eine Heeresreform und legte die bestehenden Regimenter auf 8 Regimenter zusammen.

Was lange währt … der neue Buddha kommt!

Gerd Fenner

Im Juli 2003 veranstalteten die damals noch zuständige Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen zusammen mit dem Verein Bürger für das Welterbe in Mulang ein Fest, in dessen Verlauf um Spenden für die Restaurierung des in kläglichem Zustand abgestellten Torsos der Buddhaskulptur in der Pagode gebeten wurde. Die von Frau Anneliese Hartleb angeregte und vom Vorsitzenden Prof. Hardy Fischer unter besonderer Mitwirkung von Klaus Beckenbach aufgenommene Aktion entwickelte sich schnell zu einer der vielen Aktivitäten des Vereins zur Unterstützung der Bewerbung um die Aufnahme des Bergparks in die Welterbeliste der UNESCO.
2003 konnte niemand ahnen, dass es dann aber nahezu zwei Jahrzehnte bis zur Verwirklichung des Vorhabens dauern würde. In diesem Zeitraum wurde in nicht wenigen Sitzungen der „AG Buddha“ des Vereins (Brechmacher-Ihnen, Dr. Wiegand, Fenner) mit der Museumslandschaft Hessen Kassel (Harmssen, Dr. Hoß) über Lösungsmöglichkeiten debattiert. Über den „Umweg“ der vom Verein mit Spenden, ergiebiger wissenschaftlicher Forschung und stetiger Öffentlichkeitsarbeit unterstützten Innenraumsanierung der Pagode (2007) ist es nun inzwischen endlich so weit: eine Kopie der Skulptur ist vollendet und wird bald zu besichtigen sein.
Der Kasseler Bildhauer Siegfried Böttcher fertigte die vom Verein mit beträchlichen Mitteln (u.a. mit Hilfe der Fieseler-Stiftung) gesponserte Replik. Die Bemalung übernahmen von der Restaurierungsabteilung der MHK Barbara Häcker, Christiane Ehrenforth und Dr. Thomas Krämer. Das Ergebnis ist eine in Anlehnung an das Original gestaltete Figur des Buddha, die nun künftig den Platz des stark beschädigten Torsos in der Pagode einnehmen wird. Am UNESCO-Welterbetag am 6. Juni 2021 besteht – hoffentlich! – erstmals die Möglichkeit, den neuen alten Buddha in seiner Pagode zu besichtigen. Dabei sei eines schon verraten: er wird nicht mit dem Kopf nicken, wie es sich früher in das Gedächtnis und die Herzen vieler Kasseler Kinder eingeprägt hatte.

Eine Bauhütte für den Herkules?

Gisela Wiegand

Diesen Gedanken brachte der ehemalige Leiter der Museumslandschaft Hessen Kassel Prof. Küster vor einigen Jahren ins Gespräch, als klar war dass die Bauschäden am Herkules viel umfangreicher waren als ursprünglich erwartet und die Instandsetzung sich noch über Jahren hinziehen würde. Am 18. Dezember 2020 hat die UNESCO die Liste des immateriellen Welterbes erweitert. Zusammen mit 34 weiteren Einschreibungen wurde auch das europäische Bauhüttenwesen Teil des immateriellen Unesco-Welterbes. Eine Bauhütte für die andauernden Herkulesbauarbeiten ist angedacht. Nominierung des Bauhüttenwesens für UNESCO-Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes Gemeinsame Nominierung durch Frankreich, Deutschland, Norwegen, Österreich und der Schweiz.
Seit Jahren gibt es im Bergpark bereits eine Jugendbauhütte und diese sehr verdienstvolle Einrichtung wurde traditionell sowohl vom Museumsverein als auch von den Bürgern für das Welterbe unterstützt. Trotz Corona arbeiten seit August 2020 wieder zwei Absolventen des freiwilligen sozialen Jahres in der Gartendenkmalpflege an den Wasser-baustellen im Park (Bachläufe, Wasserwege etc.). Betreuung vor Ort: Herr Lipphardt (MHK); Fachseminare in Potsdam mussten bisher leider ausfallen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wirbt für die Einrichtung von Jugendbauhütten bitte lesen Sie nach unter: https://www.denkmalschutz.de/denkmale-erleben/jugendbauhuetten.html

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