Erlebnis Rammelsberg

Erstes Ziel unserer Welterbe-Exkursion nach Goslar am 19. und 20.8.2023 war der Rammelsberg. In seinem Einführungsvortrag benannte Herr Lenz, Geschäftsführer des Museums und Besucherbergwerks Rammelsberg, die Kriterien, die zur Ernennung des Erzbergwerks Rammelsberg und der Altstadt von Goslar zum Weltkulturerbe seit dem Jahr 1992 und der Oberharzer Wasserwirtschaft  im Jahre 2010 geführt haben und skizzierte Perspektiven des Erhalts und der Vermittlung dieses über eine breite Fläche gestreuten Welterbes mit einer Fläche von mehr als 200 qm.

Als ersten Teil des oberirdischen Museumskomplexes betraten wir die Mannschaftsskaue, in der sich die Arbeiter einst umzogen und duschten. An der Decke des riesigen Raumes hingen in Metallkörben Arbeitskleidung und Schuhe, die an einer Kette heruntergelassen werden konnten. Alles wirkte so, als sei das Bergwerk noch in Betrieb und jeden Moment könne eine neue Schicht ihre Arbeit antreten.

Als Nächstes erlebten wir das Kernstück der übertägigen Gebäude: die sich kaskadenartig am Hang des Rammelsberges emporziehende Aufbereitungsanlage. Auf dem offenen Förderwagen eines wieder instandgesetzten Schrägförderaufzuges überwanden wir bei einer gemütlichen Fahrt 43 Höhenmeter und warfen einen Blick in die Erzaufbereitungsanlage. Höhepunkt der Besichtigung war dann die Fahrt mit der Grubenbahn in den Berg. Ratternd, holpernd und ruckelnd führte uns die Bahn hinein in ein mehr als 200 Jahre altes System von Leitungen, Maschinen und Geräten. Nach dem Ausstieg ging es zu Fuß weiter entlang der Gleise.

Kühl war es plötzlich, überall tröpfelte es. Hier und da zweigten Gänge ab, schimmerten Mineralien und Salze an den Wänden. Jetzt merkten wir, dass die roten und gelben Helme, die wir trugen, hier unten nicht nur der Zierde dienten. Die Grubenführerin erläuterte das Bohren, Sprengen und Laden des Erzgesteins, wir hörten den Lärm der Bergbaumaschinen im Einsatz und erahnten, wie hart und anstrengend die Arbeit unter Tage war, um die verschiedenen Buntmetalle – vor allem Kupfer, Zinn, etwas Silber – abzubauen, 27 Millionen Tonnen Erz in mehr als 1000 Jahren.

Abschließend begleitete die Grubenführerin einige mutige Teilnehmer noch einmal in den Berg, diesmal allerdings zu Fuß. An den Tunnelwänden blühten bunte Vitriole, verschiedene Sulfate, die sich aus dem Wasser ablagern und Kristalle bilden. Dann standen wir vor einem gigantischen Wasserrad, das dem Bergbau als Energieträger diente und die gewaltigen Kehr- und Kunsträder in Bewegung setzte. Das kostbare Nass kam von den Teichen und Wasserkanälen und lief weiter durch ober- und unterirdische Wasserläufe in die Bergwerke. Dort trieb es Wasserräder an, die wiederum Pumpen zum Laufen brachten, mit denen die Bergleute ihre Stollen trocken legten. Später diente die Wasserkraft auch dazu, die Fahrkünste anzutreiben, um Bergleute und Material in einem Aufzug zu den bis zu 600 Meter tiefer gelegenen Einsatzorten zu befördern. Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis und gestärkt mit einem Imbiss des Casinos wartete bereits der Bus auf die Weiterfahrt nach Goslar.

Text: Georg Lerner

Veröffentlicht in unserer Kategorie

Hinterlassen Sie einen Kommentar